— Briefe zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch im Spiegel der Geschichte
Was treibt Ingeborg Bachmann an, was Max Frisch?
Sie, eine gelobte Lyrikerin.
Er, ein erfolgreicher Dramatiker.
Als Max Frisch 1958 Ingeborg Bachmann aus Begeisterung über ihr Hörspiel an sie schreibt, ist das der Beginn eines intensiven Briefwechsels zwischen beiden. Ingeborg Bachmann lebt zu dieser Zeit in München-Schwabing, wo sie als Dramaturgin für das Bayerischen Fernsehen arbeitet.
Wo und wie begegnen sich Max Frisch und Ingeborg Bachmann in ihrer Dichtung, ihrer Leidenschaft, ihrem Drang nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, nach Nähe, nach Wahrhaftigkeit. Der Konflikt, der sich einerseits aus dem Wunsch nach Rückzug, um die eigene literarische Arbeit voranzutreiben, und anderseits aus dem gleichzeitigen Wunsch nach dem Ausleben ihrer Leidenschaft, ergibt, wird durch die bürgerlichen Regeln einer Nachkriegsgesellschaft noch einmal potenziert — die Sprache als Seismograph dieser vielschichtigen und komplexen Beziehung.
Dieser lange unter Verschluss gehaltene Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch erlaubt erstmals einen spekulationsfreien Blick in die Innenwelt einer Beziehung zweier für die deutschsprachige Literatur so bedeutsame und feinsinnige Persönlichkeiten. Diesen Briefwechsel mit subtilem Blick zu durchleuchten und dramaturgisch so zu verdichten, dass möglichst ein breites Spektrum der Briefinhalte gezeigt wird, verbunden mit der geschichtlichen Einbindung, den Lebensumständen und biografischen Hintergründen von Ingeborg Bachmann und Max Frisch wird das Herzstück dieser abendfüllenden und ispirierenden Leseperformance sein.
Die performative Lesung als eigenes Genre?
Dieses Theaterprojekt geht einher mit der Untersuchung über die künstlerischen und bühnentechnischen Erweiterungsmöglichkeiten von einer klassischen Lesung hin zu einem multimedialen und physischsinnlichen Performanceerlebnis. Es wird die synergetische Wirkungsweise von gelesenen, beziehungsweise vorgetragenen Texten (Briefe) verbunden mit filmischen Ergänzungen (Audio und Video Collagen) in Bezug auf deren Aussagewirkung und Rezeptionsqualität studiert. Wie muss das literarische, auditive und visuelle Material aus verschiedenen Genres performed werden, um die Aufmerksamkeit des Publikums immer wieder neu anzuregen und zu inspirieren? Wie entstehen Reibungsflächen, Brüche und Gegenläufe, die dramaturgische Spannung erzeugen? Wie mache ich parallele Ereignisse eines Zeitgeschehens und deren unterschiedliche emotionale Perspektiven sichtbar? Bezogen auf die Charaktere von Ingeborg Bachmann und Max Frisch lautet die Frag: Welche Ausdrucksmittel aus dem Pool der verschiedenen Genres bilden die komplexe und vielschichtige Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch auf der Bühne lebendig ab?
In Work.
Premiere Februar 2024
VON UND MIT
Manuela Rademaker
(Performance, Bühne, AudioVideoCollagen)
Herbert Fischer
(Regie, Dramaturgie, Performance)
München Februar 2023